"Da werden Sie geholfen!" Das Handy hilft mit, schnell Leben zu retten
"Da werden Sie geholfen!", der radebrechende Kult-Werbespruch trifft hundertprozentig auf die Notrufnummer 112 zu. Am Dienstag ist der Europäische Tag des Notrufs. Die 112 passt zum Datum 11.2. Karl Maurus, Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS), und sein Stellvertreter Markus Kohler wollen die Notfallnummer 112, die Leben retten kann, in Erinnerung rufen.
Wer die 112 wählt, ist fast immer in einer Stresssituation. Das wissen auch die Disponenten der ILS und führen geschult durch den Notruf. Sie fragen ab, was, wo passiert ist, wie viele Menschen betroffen sind und wer anruft. Dabei werden sie auch von der Technik unterstützt. Seit 2017 wurde vom BRK in acht Leitstellen AML (Advanced-Mobile-Location) getestet. Bei diesem Pilotprojekt "war Straubing ganz vorne mit dabei", freut sich Maurus. Beim AML übermittelt das Handy automatisch per GPS-Daten den Standort des Anrufers an die Rettungsleitstelle, die dann gezielt Notarzt und Rettungswagen zum Einsatz schicken kann. "AML" ist keine besondere App, welche auf dem Mobilfunkgerät installiert werden muss, der Dienst ist bei Smartphones ab Android Version 4.0 und IOS 11.3 bereits in das Betriebssystem integriert. Nur in der neuesten Version eines Google-Handys muss die Funktion freigeschaltet werden. Die Netzbetreiber sind in die Funktionsweise des Dienstes eingebunden. 2019 wurden in Europa rund 70 Prozent der Notrufe über Mobiltelefone getätigt, die Quote ist in der Straubinger ILS noch höher. "Jeder hat ein Handy dabei", erklärt Maurus. Viele Menschen schalten ihr GPS am Handy ab, um keine persönlichen Gewohnheiten dem Anbieter weiter zu geben. Beim "AML-Verfahren", sprich, wenn man die 112 wählt, und nur dann, wird das GPS automatisch dazugeschaltet. Die datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit wurde bescheinigt, nur 60 Minuten sind die GPS-Daten abrufbar, danach werden sie automatisch gelöscht. Das Handy wird zurückgestellt. Von den in Deutschland betriebenen 240 Leitstellen für den Notruf 112, sind derzeit etwa 80 Prozent an das AML-System angebunden. Das System bewährt sich nicht nur, wenn ortsunkundige Besucher zum Beispiel auf einer Langlauf-Loipe im Bayerischen Wald nicht genau wissen, wo sie sind.
197383 Anrufe verzeichnete die Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst im vergangenen Jahr. Darunter waren 89689 Notrufe unter der 112, und noch 2332 auf die Nummer 19222. Letztere sollte man nicht mehr wählen. Einheitlich gilt die 112 in Europa. 76669 Einsätze ergaben sich aus diesen Anrufen (4739 für Feuerwehren, 45937 für den Rettungsdienst). Von der Polizei übernahm man 3814 Anrufer, vom ärztlichen Bereitschaftsdienst 1673. Der Zahnarztnotruf wurde 20 Mal gewählt. Der Rest sind "andere Anrufe", die neben Spaßanrufen an die 112, Rück- oder Anfragen an die normale Hausnummer der ILS von Feuerwehren oder Behörden kamen.
Immer dann, wenn die Situation nicht einzuschätzen ist , Zweifel am Gesundheitszustand des Betroffenen oder gar Lebensgefahr besteht, ruft man die 112. Bei mehreren Helfern vor Ort kann einer dies schnellstmöglich übernehmen. Man kann nichts falsch machen. In der Leitstelle hilft professionell geschultes Personal, die Disponenten stellen alle Fragen, die dort benötigt werden. Man muss also kein Gedicht mit 5W's - aufsagen. Die Integrierte Leitstelle für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierungen fragt erst einmal nur eine Frage: Wo ist der Notfall passiert? Danach sollte man nicht auflegen, sondern Rückfragen der ILS abwarten. Seit 2014 sind alle Mitarbeiter der Leitstellen speziell geschult und können bei einem Kreislaufstillstand eine Reanimation durch Laienhelfer telefonisch anleiten. Die 112 - da werden Sie geholfen!
Europäischer Tag des Notrufs 112
Der heutige Dienstag ist Tag des europäischen Notrufs. Denn in insgesamt 38 Ländern erhalten Hilfesuchende unter der 112 Rat und Unterstützung. Allerdings wissen nur ein Viertel der Deutschen, dass sie über die 112 in allen Mitgliedsstaaten der EU die Notrufzentralen der Rettungsdienste über Festnetz- und Mobilfunkanschlüsse erreichen. Um den Bekanntheitsgrad der 112 zu erhöhen, wurde der "Tag des Notrufs" eingeführt. Die Nummer ist in ganz Europa vorwahlfrei und kostenlos. Sie wird im Funk- und Festnetz mit Vorrang behandelt. Die 112 verbindet den Anrufer mit der örtlich zuständigen Leitstelle und funktioniert in jedem Mobilfunknetz, auch wenn das jeweilige Netz am momentanen Standort gerade nicht verfügbar ist. Doch welche Beschwerden sind ein Notfall? Der Chefarzt des BRK-Kreisverbands Straubing-Bogen, Michael Röder, informiert: "Viele Patienten sind unsicher, bei welchen Symptomen sie die 112 anrufen sollen." Helfer und Betroffene sollten deshalb immer dann schnell zum Telefon greifen, wenn es lebensgefährlich wird. "Dazu gehören schwere Unfälle, Feuer, Vergiftungen, Schmerzen in der Brust, Störungen der Sprache, Lähmungserscheinungen, Störungen des Bewusstseins, Kreislaufkollaps, Atemnot, starker Blutverlust, starke Schmerzen und andere lebensbedrohliche Situationen", erklärt Röder.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
In vielen Fällen geht es nicht um Minuten, also um lebensbedrohlichen Situationen. Da reicht es aus, den Ärztlichen Bereitschaftsdienst zu rufen. Das hilft, die Notfallretter zu entlasten. Dr Michael Röder: "Bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden hilft der Hausarzt oder - wenn dieser nicht dienstbereit ist - der Ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117, das ist die kostenfreie bundesweite Bereitschaftsdienstnummer." Die Allgemeine Ärztliche Bereitschaftspraxis in Straubing befindet sich am Klinikum, St.-Elisabeth-Straße 23, direkt vor der Notaufnahme.
Quelle: idowa